Nach Lübeck der Liebe wegen

Aline

Wie habe ich mir das denn vorzustellen, was Du da machst? –  möchte ich von Aline Pfann-Kregel, der Gründerin, Inhaberin und Geschäftsführerin von blucharter wissen, als wir uns am Telefon über sie unterhalten. „Ich sitze zu Hause, daheim in meinem Bürosegment“, erklärt sie mir, “ und habe meinen klassischen Arbeitsalltag. Vor mir zwei PC-Bildschirme und das Telefon.“  Damit hält sie den Kontakt zu den Kunden und Vercharterern. Persönliche Kontakte zu ihren Kunden hat sie vor allen Dingen auf den einschlägigen Messen. Hier vermittelt sie wie ein Reisebüro Reisen an die Kunden. Als blu charter allerdings Charterreisen auf dem Boot – Segelboot, Hausboot, Motorboot, mit oder ohne Skipper.

Gut 600 Kilometer trennen uns, Aline am einen Ende der Telefonleitung in Lübeck, ich am anderen Ende in der Nähe von Bamberg. Als ich sie anrief, kam ihr meine Vorwahl 09… bekannt vor. Kein Wunder. Kommt sie doch selber aus Würzburg. Einer Gegend, die man mehr mit Frankenwein und der A 3 verbindet, als dem Verchartern von Booten. Es ist aber auch die Gegend, in der Aline Pfann-Kregel aufgewachsen und ihr Handwerkszeug gelernt hat. Ganz klassisch als Reiseverkehrskauffrau hat sie angefangen. Im letzten Jahr ihrer Ausbildung wechselte sie innerhalb des Unternehmens in die Charterabteilung.  Mit vollem Engagement und Begeisterung machte sie die ersten Erfahrungen mit Charterkunden, mit Bootsanbietern, mit Charterbasen, mit Bootsbesitzern.

Einmal von Süd nach Nord

Als das Unternehmen sie 2004 nach Travemünde schickte, stellte sich ihr Leben auf den Kopf. Einmal von Süd nach Nord und das nicht mehr alleine. Ihr heutiger Ehemann, ein gelernter Bootsbauer, lief ihr über die Füsse und binnen sechs Monaten brach sie ihre Zelte in der Frankenmetropole ab und zog nach Lübeck. Bereits im Januar 2005 gründete sie ihr eigenes Unternehmen: blu charter. Eine kleine Wohnung wurde ihre Basis. Telefon und Laptop die Grundausstattung und das Internet die Verbindung zu ihren Kontakten. Was dann noch fehlte, waren die Kunden. Uschi Kosslick von Charterboot24 arbeitete nebenbei für einige Wassersportzeitschriften. Zwei Frauen praktizierten den Netzwerkgedanken. Aline versorgte Uschi mit Informationen aus der Charterbranche, Uschi unterstützte Aline in der Pressearbeit. Über Charterboot24 machte Aline die erste Werbung. Und rund 80 % der Kunden aus der ersten Zeit sind heute noch treue Stammkunden.

Aline auf der Brücke
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Zwölf Jahre nach Unternehmensgründung kann Aline Pfann-Kregel stolz sagen: “ Ich kann heute sehr gut davon leben.“ Der Erfolg gibt ihr Recht, dass ihr Konzept funktioniert. Die persönliche Bindung zum Kunden ist ein Baustein des Konzepts. Ein anderer Baustein die grundsolide Ausbildung als Reiseverkehrskauffrau. Und der Mut zum Nein. „Ich lasse tatsächlich auch Kunden ziehen, wenn ich die Qualität des Angebots nicht mit meinen Ansprüchen in Einklang bringen kann.“ Da sind es gerade und auch die Frauen als Kunden, die auf Qualität achten und lieber einen Euro mehr zahlen. Frauen, die nicht unbedingt ein niegelnagelneues Boot haben möchten, sondern eines, das in einem vernünftigen Zustand ist, gut eingesegelt, ohne Kinderkrankheiten und über viel Stauraum verfügt.

Charterweeks – Flottille mit Regatta

In 2015 übernahm Aline Pfann-Kregel den Kundenstamm von SoLong Yachting, die insolvent waren. Mit übernommen hat sie dabei auch die Charterweeks, eine Flottillenveranstaltung mit Regatta. Nicht zufrieden ist Aline allerdings mit den Rahmenbedingungen. Dank ihrer Kontakte konnte sie die ändern und freut sich auf ein Charterweek-Event in 2018, das ihrem Standard entspricht.  Die Boote sind in einem guten Zustand, die Kunden werden zuvorkommend behandelt. Das ist ihr wichtig.

Ebenso wichtig waren und sind ihre die rechtlichen Rahmenbedingungen, mit denen die Kunden in Charteragenturen einen Vertrag abschliessen. Da sei nur das Stichwort „Sicherungsschein“ genannt. Aline Pfann-Kregel bewegte dieses Thema schon sehr früh. Ein Grund, um in die Vereinigung Deutscher Yacht-Charterunternehmen einzutreten. Dort dauerte es nicht lange, bis sie positiv auffiel. Zuerst als Dritter Vorstand und heute als Zweiter Vorstand setzt sie sich ein für faire Bedingungen im Charterbereich.

Und was macht ein solche Powerfrau, wenn dann doch mal Zeit für sich selber da ist? “ Wir gehören zu den klassischen Faulmanns“. Bewaffnet mit einem dicken Thriller geht es ab in die Liegen im Garten in ihrem Heim in Lübeck. Überhaupt Lübeck, hier sei sie angekommen, möchte nicht mehr weg. Mit ihrem Mann ist sie seit 13 Jahren ein Team, privat, aber nicht beruflich. Zusammen segeln sie, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Freuen sich an den Besuchen der zahlreichen Nichten und Neffen samt deren Eltern. „Ich habe meinen Platz gefunden im Leben“ beschreibt Aline das Lebensgefühl für ihre gewählte neue Heimat Lübeck. In Würzburg ist sie zu Besuch, gerne mal für eine Woche und freut sich dann wieder auf ihr Zuhause in Lübeck. Und auf Emma, mit der sie täglich Gassirunden in der Umgebung macht. bsz

emma

Fotos: Aline Pfann-Kregel

 

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